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Wirkungsspektren von Desinfektionsmitteln

 

Nicht jedes Desinfektionsmittel ist gegen jeden Keim, Pilz oder Virus einsetzbar. Gegen welche Erreger die individuellen Desinfektionsmittel wirken, klärt das sogenannte Wirkungsspektrum. Es ist auf jeder Verpackung konkret angegeben. Welche Wirkungssprektren es gibt und wie sie gekennzeichnet sind, erklärt der Infotext.

Zu den Desinfektionsmitteln
 

Was ist ein Wirkungsspektrum?

Unter einem Wirkungsspektrum versteht man die Gesamtheit der Krankheitserreger oder Krankheiten, die durch ein Desinfektionsmittel oder Medikament bekämpft werden können.

Wie erfolgt die Einteilung der Wirkspektren von Desinfektionsmitteln und Desinfektionsverfahren nach dem Robert- Koch- Institut?

Das Robert- Koch- Institut unterteilt die Wirkspektren von Desinfektionsmitteln wie folgt:

Des Weiteren wird unterschieden, gegen welche Mikroorganismen ein Desinfektionsmittel wirkt. Diese Angaben sind auf jedem Desinfektionsmittel fest deklariert.

Welche unterschiedlichen Wirkstoffe für Desinfektionsmittel gibt es?

Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die in Desinfektionsmitteln verwendet werden. Sie unterscheiden sich durch ihre unterschiedliche Wirkungskraft bzw. Wirkungsspezifität voneinander. Die gängigsten Wirkstoffe für Desinfektionsmittel sind diese:

Was sind Aldehyde?

Heutzutage werden aufgrund des erhöhten Gesundheitsrisikos und des stechenden Geruches immer weniger aldehydhaltige Desinfektionsmittel verwendet. Bei sachgerechter Anwendet ist jedoch das Gesundheitsrisiko sehr gering.

Aldehyde haben ein breites Wirkungsspektrum. Sie wirken fungizid, bakterizid, viruzid und auch bedingt sporozid. Diese sporozide Wirkung weisen nur wenige Desinfektionsmittel auf. Aldehydhaltige Desinfektionsmittel werden meist für die Flächendesinfektion oder Intrumentendesinfektion eingesetzt.

Bei der Instrumentendesinfektion mit aldehydhaltigen Desinfektionsmitteln ist darauf zu achten, dass die Instrumente vorgereinigt werden, da sonst eiweißhaltige Rückstände haften bleiben.

Was sind alkoholische Desinfektionsmittel?

Chemische Verbindungen mit einer oder mehreren Hydroxygruppen gebunden an aliphatische Kohlenstoffatome nennt man Alkohole. Alkohole finden beispielsweise Verwendung als Genußmittel, als Lösungsmittel, als Rohstoff der Kosmetik und Parfumindustrie und als Desinfektionsmittel.

Im Bereich der Desinfektion haben Alkohole, wie zum Beispiel Propanol, Isopropanol oder Ethanol viele Anwendungsgebiete . Sie finden Anwendung im Bereich der Händesdesinfektion, der Hautdesinfektion, der Flächendesinfektion und der Instrumentendesinfektion. Alkoholhaltige Desinfektionsmittel werden als gesundheitlich unbedenklich eingestuft und sind sehr schnell wirksam. Ihr Wirkungsspektrum geht von bakterizid über fungizid bis zu teilweise viruzid.

Bei der Verwendung alkoholhaltiger Desinfektionsmittel sollte man auf die Materialverträglichkeit achten. Lesen Sie hier mehr über die Desinfektion empfindlicher Flächen.

Was sind Phenole und Phenolderivate?

Phenole sind chemische Verbindungen, die aus einem aromatischem Ring und einer oder mehrerer Hydroxygruppen bestehen. Phenol wird beispielsweise für die Herstellung von Kunststoffen und Arzneimitteln verwendet. Wegen der bakteriziden Wirkung von Phenol kommt es auch als Desinfektionsmittel zum Einsatz.

Phenole gehören mit zu den ältesten Desinfektionsmitteln. Heute kommen aber meist nur noch Phenolderivate in Desinfektionsmitteln zum Einsatz. In den eingesetzten Konzentrationen beinhalten die mäßig flüchtigen Phenole kein Risiko für den Menschen. Allerdings besteht für Kinder bei Hautkontakt ein erhöhtes Risiko für Haut- und Leberschädigungen, somit sind phenolhaltige Desinfektionsmittel für Kinderstationen nicht geeignet.

Phenolderivathaltige Desinfektionsmittel werden überwiegend für die Händedesinfektion, die Hautdesinfektion, die Flächendesinfektion und die Instrumentendesinfektion eingesetzt. Sie alle wirken bakterizid, fungizid und einige auch viruzid.

Bei der Flächen- und Instrumentendesinfektion ist auf die Materialverträglichkeit zu achten, da einige Kunststoffe oder Gummis durch die Phenole beschädigt werden können. Erfahren Sie mehr über die Desinfektion von empfindlichen Flächen.

Was sind quartäre Ammoniumverbindungen?

Organische Ammoniumverbindungen, die vier Valenzen eines Stickstoffatoms organisch gebunden haben, werden quartäre Ammoniumverbindungen oder kurz QAV bzw. Quats genannt.

Gegenwärtig werden häufig aldehydhaltige Desinfektionsmittel durch Desinfektionsmittel mit quartären Ammoniumverbindungen ersetzt, da diese eine geringere Toxizität aufweisen und bis auf das allergene Risiko als eher gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden. Ihr Wirkungsspektrum ist bakterizid, fungizid und begrenzt viruzid. Desinfektionsmittel mit quartären Ammoniumverbindungen finden beispielsweise im Bereich der Hautdesinfektion, der Flächendesinfektion und der Instrumentendesinfektion ihre Anwendung.

Bei der Anwendung von quartären Ammoniumverbindungen zur Flächendesinfektion ist zu beachten, dass diese Verbindungen nicht flüchtig sind und somit nicht rückstandsfrei abtrocknen. Es kann daher zu einem Schmierseifeneffekt kommen, der durch Aufpolieren der Rückstände mit einem trockenen Wischtuch jedoch verhindert werden kann. Desinfektionsmittel mit quartären Ammoniumverbindungen weisen eine Unverträglichkeit gegenüber anionischen Tensiden auf, die meist in Reinigungsmitteln enthalten sind. Die Wirkung von quartären Ammoniumverbindungen wird in Kombination mit diesen Reinigungsmitteln aufgehoben.

Wie wirkt der Desinfektionswirkstoff Povidon-Iod?

Die chemische Verbindung aus Iod und Polyvinylpyrrolidon ist ein wasserlöslicher Komplex, den man Povidon-Iod nennt.

Der Wirkstoff Povidon-Iod hat ein sehr breites und umfassendes Wirkungsspektrum. Povidon-iodhaltige Desinfektionsmittel wirken bakterizid, protozid, tuberkulozid, begrenzt viruzid (nur wirksam gegen MRSA und Ca-MRSA) und sind gegen eine Reihe von unbehüllten Viren einsetzbar.

Die Produkte werden zur Hautdesinfektion, Händedesinfektion und Wunddesinfektion eingesetzt. Bei der Anwendung von Desinfektionsmitteln mit Povidon- Jod ist zu beachten, das sich Textilien bei Kontakt braun verfärben können. Der Wirkstoff löst außerdem ein leichtes Brennen auf der Haut aus. Weiterhin sollte beachtet werden, dass sich die desinfizierende Wirkung bei Anwesenheit von Blut und Eiweiß reduziert. Man spricht hier von einem sogenannten Eiweißfehler.

Wie wirkt der Desinfektionswirkstoff Octenidin?

Octenidin ist eine organische kationische Verbindung, die im Grundgerüst zwei Benzol- Ringe aufweist. Verwendung findet Octenidin in Form von Octenidindihydrochlorid als Desinfektionsmittel.

Der Wirkstoff Octenidin wird im Bereich der Hautdesinfektion, Schleimhaut- und Wunddesinfektion eingesetzt. Octenidin wirkt schnell und lang anhaltend, wirkt bakterizid, fungizid und viruzid gegen lipophile Viren, wie zum Beispiel Hepatitis B - Viren. Octenidin hat kein Allergiepotential und beeinflusst die Wundheilung nicht negativ.

Bei der Verwendung von Octenidinhaltigen Produkten ist darauf zu achten, dass diese nicht in Kombination mit Povidon-Iod-haltigen Mitteln verwendet werden, da sonst das Gewebe stark gereizt wird und sich braun bis violett färben kann. Außerdem liegt bei diesem Wirkstoff nur ein geringer Eiweißfehler vor, das heißt die desinfizierende Wirkung kann bei Anwesenheit von Blut und Eiweiß in geringem Maße nachlassen.

Wie wirkt der Desinfektionswirkstoff Chlorhexidin?

Chlorhexidin ist eine chemische Verbindung, die im Grundgerüst zwei Benzol- Ringe enthält und spiegelsymmetrisch aufgebaut ist. Eingesetzt wird der Wirkstoff zur Desinfektion von Wunden und Schleimhäuten. Vorwiegend findet er im Bereich der Zahnmedizin seine Anwendung.

Chlorhexidin besitzt eine unspezifische antibakterielle Wirkung. Auf einige Erreger wirkt Chlorhexidin bakterizid, auf andere nur bakteriostatisch.

Am besten wirksam ist Chlorhexidin gegen das Streptococcus-mutans-Bakterium , welches der Auslöser für Zahnkaries ist. Dies erklärt den überwiegenden Einsatz von Chlorhexidin in der Zahnmedizin.

Bei der Verwendung von chlorhexidinhaltigen Produkten ist darauf zu achten, dass bei gleichzeitiger Anwendung von natriumlaurylsulfat- und triclosanhaltigen Zahnpasten Chlorhexidin nicht mehr wirksam ist. Des Weiteren sollte eine Therapiedauer von zwei Wochen nicht überschritten werden, da sonst verstärkt Nebenwirkungen, wie Geschmacksstörungen oder Zahnverfärbungen auftreten können.

Wie wirkt der Desinfektionswirkstoff Polihexanid?

Der Wirkstoff Polihexanid ist eine chemische Verbindung, die überwiegend für die Wunddesinfektion und zur antimikrobiellen Hand- und Hautreinigung eingesetzt wird. Polihexanid wirkt bakterizid und fungizid. Der Wirkungseintritt erfolgt langsamer als andere Wirkstoffe, die zur Wunddesinfektion eingesetzt werden. Doch die Vorteile von Polihexanid gegenüber anderen Wundedesinfektionswirkstoffen sind folgende:

  • gute Gewebeverträglichkeit
  • kein Allergiepotential
  • kein Eiweißfehler
  • wundheilungsfördernde Wirkung
  • Langzeitanwendung ist möglich

Bei der Verwendung von Polihexanidhaltigen Produkten ist darauf zu achten, dass diese den Zelltod von Knorpelzellen beschleunigen und somit nicht am Trommelfell oder septischem Knorpelgewebe angewendet werden sollten.

Wie wirken Sauerstoffabspalter im Desinfektionsbereich?

Sauerstoffabspalter ist ein Sammelbegriff für chemische Verbindungen wie zum Beispiel Peressigsäure und Wasserstoffperoxid, die bei Ihrer Reaktion mit einem bestimmten Stoff Sauerstoff entstehen lassen.

Peressigsäure

Peressigsäure ist multifunktional einsetzbar. Sie kann bei der Instrumentendesinfektion, Flächendesinfektion, Haut - und Händedesinfektion, Trink- und Abwasserdesinfektion, Raumdesinfektion und beim Katastrophenschutz eingesetzt werden. Peressigsäure wird nur in niedrigen Konzentrationen angewendet, da sie sich in hohen Konzentrationen explosiv zersetzt. Als Instrumentendesinfektionsmittel wird die Peressigsäure nur in alkalisierter Form und eventuell in Kombination mit Korrosionsinhibitoren verwendet. Der deutliche Vorteil von peressigsäurehaltigen Desinfektionsmitteln liegt im breiten Wirkungsspektrum des Wirkstoffes. Peressigsäure wirkt, wie kein anderes Desinfektionsmittel, gegen Bakterien, Mykobakterien, Pilze, behüllte und unbehüllte Viren sowie Bakteriensporen - und das jeweils ohne Wirkungslücken.